Tortenparadies und Literatur
Richard Maschke liest:
DER HAUPTMANN VON KÖPENICK von Carl Zuckmayer
“Die Uniform verschafft Respekt, ganz gleich, wer auch darinnen steckt” galt im Königreich Preußen der Jahrhundertwende. Zur Kaiserzeit gilt:„Deutschlands Ehr´ ist das Militär!“
Um den Teufelskreis aus „keene Arbeit -> keene Uffenthaltsjenehmigung-> keene Wohnung -> keenen Pass -> keene Arbeit…“ zu durchbrechen, zeigte Wilhelm Voigt auf charmante, humoristische Weise mit seiner Köpenickiade, dass sinnfreier Kadavergehorsam keine gute Grundlage für gedeihliches Zusammenleben in Deutschland ist.
So kauft der aus dem Gefängnis entlassene Schuster Wilhelm Voigt sich beim Trödler in Potsdam eine gebrauchte Hauptmannsuniform, „rekrutiert“ am 16. Oktober 1906 in Berlin zehn preußische Gardisten nach ihrem Wachdienst und führt sie nach Cöpenick – die damals eine selbständige Stadt außerhalb Berlins ohne Militär war. Nach einem kurzen Imbiss am Bahnhof besetzt der „Hauptmann“ mit der Garde das Rathaus, verhaftet den Bürgermeister Langerhans und „konfisziert“ die Stadtkasse – immerhin 3.557 Mark und 45 Pfennige!
Voigt quittiert und macht sich mit dem Geld davon. Eine von Soldaten bewachte Kutsche bringt den Bürgermeister zur „Neuen Wache“ nach Berlin. Erst dort fliegt der Schwindel schließlich auf.
Das Nachspiel
Schließlich wird nach dem Täter gefahndet und eine Belohnung ausgesetzt. Ein ehemaliger Mithäftling gibt entscheidende Hinweise. Nach zehn Tagen wird Voigt verhaftet und ihm der Prozess gemacht. Das Urteil lautet: Vier Jahre Haft. Allerdings wird er schon nach 20 Monaten vom Kaiser begnadigt – Wilhelm Voigt hat die Sympathien der kleinen Leute auf seiner Seite. Die ganze Welt lachte…
Der Hauptmann von Köpenick. Ein deutsches Märchen in drei Akten ist
ein Drama des deutsch-jüdischen Schriftstellers Carl Zuckmayer aus dem
Jahr 1931.
Das sozialkritische Stück folgt der Darstellung Voigts, er habe sich eigentlich nicht bereichern, sondern sich nur einen Pass besorgen wollen. Das Stück kritisiert die Obrigkeitshörigkeit, den Militarismus und den unhinterfragten Respekt vor der Uniform.
In einem Brief an Zuckmayer beschrieb Thomas Mann das Stück nach einem Theaterbesuch als „die beste Komödie der Weltliteratur seit Gogols Revisor
Über eine Wertschätzungsgabe freut sich der Künstler.