Historie

Harz-Tourismus seit 1904

Im Jahr 1904 wurde der heutige Harzer Tourismusverband unter dem Namen Harzer Verkehrsverband gegründet. Ausgangspunkt war der florierende Fremdenverkehr der Jahrhundertwende. Diesen begünstigte einerseits die schnelle Ausbreitung des Schienenverkehrs, andererseits aber auch die Erkenntnisse über die besondere Wirkung der verschiedenen Heilklimate. Nach der bahntechnischen Anbindung an die Quellmärkte der Großstädte konnte der Harz anfänglich nur partiell von der wachsenden Reiselust profitieren und litt unter der Konkurrenz anderer regionaler Erholungsgebiete, die mit Prospekten und Plakaten intensiv für sich warben.

Gründung und die Anfangsjahre

Auch dem Herzoglichen Badekommissar Ernst Dommes aus Bad Harzburg fiel auf seinen Reisen auf, dass der Harz aufgrund mangelnder „Propaganda“ bisher wenig bekannt war. So regte er im Dezember 1903 in einem Schreiben an seine Amtskollegen ein Treffen an, in dessen Mittelpunkt die gemeinsame Vermarktung der Region stehen sollte. Das formulierte Ziel „ (…) dass auch für den Harz eine solche “allgemeine“ Reklame in die Wege geleitet werden sollte, wobei natürlich Sonderinteressen einzelner Orte von vornherein ausgeschlossen sein müßten …“ motivierte etwa 50 Vertreter der Harzorte sich am 5. Januar 1904 in Goslar zu einer ersten Vorbesprechnung zusammen zu kommen. Dommes‘ Vorschlag, einen Verein zur Durchführung allgemeiner Werbung ins Leben zu rufen, fand große Zustimmung. Zugleich wurde ein Arbeitsausschuss gebildet, der mit der Vorbereitung der Vereinsgründung und der Festlegung des Arbeitsfeldes beauftragt wurde.

Dieser lud am 3. März 1904 zu einer beschlussfassenden Hauptversammlung nach Bad Lauterberg ein. Im Ergebnis wurde die Gründung des Harzer Verkehrsverbandes (HVV) besiegelt, als Sitz der Geschäftsstelle Bad Harzburg bestimmt und Badekommissar Dommes wurde einstimmig zum 1. Vorsitzenden gewählt. Mit sofortiger Wirkung erklärten 25 Orte ihren Beitritt.

In den ersten Jahren nach der Gründung konzentrierte sich die Verbandsarbeit insbesondere auf die Herausgabe von Werbeschriften wie bspw. der „Reise durch den Harz“ oder dem „Blauen Harzführer“ sowie den Ausbau der Eisenbahn- und Busanbindung des Harzes. In den Kriegsjahren 1914-1918 wurde die Verbandsarbeit den Bedingungen angepasst. Unter dem Motto „Heilung und Erholung im Harz“ wurde die Werbetätigkeit fortgesetzt. Der Verband musste sich in dieser Zeit intensiv mit den durch den Krieg verusachten Versorgungsengpässen beschäftigen.
 

Flugverbindungen in den Harz

Nach dem ersten Weltkrieg stieg das Fremdenverkehrsaufkommen wieder an. Ende der zwanziger Jahre verfügte der Harz sogar über regelmäßige Flugverbindungen. Das Kursbuch der Deutschen Lufthansa AG wies 1928 den so genannten „Harz-Ring“ aus. Täglicher Abflug war in Hannover um 15:35 Uhr. Mit Zwischenlandungen in Hildesheim, Goslar, Wernigerode und Quedlinburg erreichte man dann um 18:00 Uhr Halle.

1929 feierte der HVV sein 25-jähriges Bestehen. Zu diesem Zeitpunkt zählte der Verband bereits 128 Mitglieder.

Die 30er Jahre

Die 30er Jahre und die Zeit des zweiten Weltkrieges veränderte die Arbeit des Verbandes massiv. Zunächst wurde er unter das „Führerprinzip“ gestellt. Im Herbst 1933 rief der Ministerpräsident des Landes Braunschweig, Dietrich Klagges, eine Mitgliederversammlung ein, in welcher er selbst den Vorsitz übernahm. Gleichzeitig wurde der Verband in Landesfremdenverkehrsverband Harz (LFV) umbenannt. Im August 1935 adressierte Klagges eine Anordnung an die „Heilbäder, heilklimatischen Kurorte, Luftkurorte, Sommerfrischen und sonstige Verkehrsplätze“ im Harz, in der er die Leiter der Kurverwaltungen zu strenger Disziplin in der Judenfrage auffordert. Darin weist er u.a. darauf hin, dass entsprechend der Richtlinien des herrschenden Regimes keine Juden beherbergt werden dürfen und keine Propaganda in Werbeschriften für jüdische Hotels, Gaststätten und Fremdenheime erstellt werden darf. Die Leiter haben diesen Richtlinien Folge zu leisten.


Für seine umfangreichen Aufgaben standen dem LFV in dieser Zeit erhöhte Mittel zur Verfügung, die durch die Zwangsmitgliedschaften der Orte und die angewiesene Verpflichtung der Kommunen zur Förderung der Fremdenverkehrsvereine generiert wurden. Zu den besonderen Arbeitsbereichen in dieser Zeit gehörte der notwendige Straßenausbau. Bspw. wurden an den Pfingstfeiertagen des Jahres 1937 im Harz 182.128 PKW, 5.576 Großkraftwagen und 1.666 ausländische Busse gezählt. Die beiden bedeutendsten Straßenbauprojekte dieser Zeit waren die Harzhochstraße B 242 und der Großparkplatz am Torfhaus. Durch den Ausbruch des zweiten Weltkrieges wurden beide Projekte gestoppt und erst in den 50er Jahren beendet.

In der Werbung konzentrierte man sich in der Vorkriegszeit noch stark auf das Außenmarketing. In der neuen Werbeschrift des Verbandes wurden erstmals nicht die einzelnen Orte, sondern vielmehr der Harz als Gesamtheit vorgestellt. Des Weiteren wurde der Wintersport-Wettermeldedienst in Zusammenarbeit mit der Wetterdienststelle Magdeburg sowie der regelmäßige Pressedienst eingeführt – Maßnahmen, die bis heute zum Portfolio des Harzer Tourismusverbandes gehören.
 

Der Zweite Weltkrieg

Ein tragischer Einschnitt auch in der Geschichte des Landesfremdenverkehrsverbandes war der zweite Weltkrieg. Der Harz wurde zum Produktionsstandort für Kriegswaffen. Im Rahmen der Nazi-Untertageverlagerung von Rüstungsproduktion entstanden 1943 und 1944 hier zwei Außenlager des Konzentrationslagers Buchenwald – bei Nordhausen das KZ Mittelbau-Dora, bei Halberstadt das KZ Langenstein-Zwieberge. Viele Häftlinge überlebten die unmenschlichen Bedingungen nicht. Im April 1945 wurden beide Lager von der SS geräumt. Tausende Häftlinge starben auf den Räumungstransporten und Todesmärschen. An beiden Standorten befinden sich heute eindrückliche Mahn- und Gedenkstätten.

Noch zum Ende des zweiten Weltkrieges wurden zahlreiche Harzstädte schwer beschädigt. Nordhausen und Halberstadt versanken im April 1945 nahezu vollständig in Schutt und Asche. Auch in Wernigerode, Treseburg oder Schierke wurden zahlreiche Wohnhäuser, Wirtschaftsgebäude und Kureinrichtungen zerstört. Der Fremdenverkehr kam völlig zum Erliegen, im Mai 1945 wurde die Arbeit des Landesfremdenverkehrsverbandes Harz beendet.

Nach intensiven Gesprächen in den Nachkriegsjahren kam es im Juli 1946 zur Neugründung des Harzer Verkehrsverbandes für den niedersächsischen Teil des Harzes und damit die Wiederbelebung des Fremdenverkehrs.

1949 bis 1989

Die Geschäftsstelle des HVV wurde 1949 von Braunlage nach Goslar verlegt und mit einem hauptamtlichen Geschäftsführer und weiterem Personal dem steigenden Arbeitsumfang angepasst. Um eine Erhöhung der Gästezahlen zu erreichen, arbeitete der HVV eng mit der regionalen und überregionalen Presse zusammen und verstärkte seine Kooperationen mit Verkehrsträgern, Reisebüros- und veranstaltern. Nach einigen Zwischenstationen zog die Verbandsgeschäftsstelle 1966 in das ehemalige Bäckergildehaus, wo der Verband auch noch heute seinen Sitz hat.

Nach Entwicklung der ersten Werbekonzeption des HVV in den Siebzigern stellte das Marketing eine Kombination aus Werbung, Öffentlichkeitsarbeit, Verkaufsförderung und Preispolitk dar. In dieser Zeit entstand auch die Harzgastkarte, die bis heute den kurtaxzahlenden Übernachtungsgästen kostenlose oder preisermäßigte Leistungen bietet. Das erste regionale Harzlogo – die symbolisierte Tanne – wurde 1968 entwickelt und zierte bis in die 80er Jahre die Werbebroschüren der Harzes.

Seit eh und je war es Aufgabe des Harzer Verkehrsverbandes als Interessensvertreter der Tourismuswirtschaft, den Vertretern der Landes- und Kommunalbehörden die Bedeutung des Tourismus vor Augen zu führen. Mit dem Ziel entsprechende Wertschätzung und monetäre Unterstützungen für den Bereich zu erhalten, veröffentlichte der HVV in Kooperation mit dem Institut der Wirtschaftswissenschaften der Technischen Universität Braunschweig 1968 erstmals den Bericht „Die wirtschaftliche Bedeutung des Fremdenverkehrs im Harz“.

Auf völlig neuen Marketingpfaden wandelte der HVV 1983, als der erste Fernsehspot des Harzes im Westdeutschen Rundfunk ausgestrahlt wurde. Im dem 20 sekündigen Spot forderte die Harzhexe die Zuschauer auf, ihr zu schreiben. Die Fernsehwerbung wirkte noch lange nach und sorgte auch für Anfragen aus Belgien und den Niederlanden.

In den vielen Jahren des wirtschaftlichen Aufschwungs war es vergleichsweise einfach, Zuwachsraten im Tourismus zu erzielen. Neue Ferienanlagen mit umfassenden Angebotsstrukturen, wie am Glockenberg in Altenau oder die Panoramic-Hotelanlagen in Hohegeiß und Bad Lauterberg, zogen ein neues, jüngeres Publikum in den Harz. In den 80er Jahren verebbte dieser Boom. Der Konkurrenzdruck stieg, die Gästezahlen entwickelten sich rückläufig.

Nach der Wiedervereinigung

Nachdem der Harz 40 Jahre geteilt war, kam es im November 1989 zur Grenzöffnung. Die Grenzanlagen wurden erstmals am 11. November 1989 im Eckertal überwunden. Am 3. Dezember des gleichen Jahres „erzwang“ das Volk die Öffnung des Brockens, dem wohl symbolträchtigsten Ort der deutschen Teilung.

Kurz darauf gab es die ersten Kontakte zwischen der Verbandsgeschäftsführung und den Tourismuspartnern aus dem Ostteil des Harzes. Auch in den Prospekten sollte die Einheit alsbald dargestellt werden. Im Hauptkatalog „Harz-Urlaub“ von 1990 wurden der Ostteil bereits auf mehreren Sonderseiten dargestellt.

Die Partner aus diesem Gebiet hatten im Februar des Jahres erstmals die Chance, sich unter dem Dach des HVV auf der Reisen Hamburg zu präsentieren. Im März 1991 wählte der HVV auf seiner außerordentlichen Mitgliederversammlung einen neuen Vorstand, der sich aus Vertretern des Ost- und des Westharzes zusammensetzte. Das neue Erscheiningsbild setzte sich aus dem Slogan „DER HARZ – immer ganz oben“ und einer Mittelgebirgskontur zusammen. Dieses Bild erschien auf allen Titelseiten der HVV-Publikationen bis 2003. Die Jahre waren geprägt von einer intensiven Zusammenarbeit und einem umfassenden Marketingportfolio. Durch die finanziell verlässliche Unterstützung der Bundesländer konnte der Verband zahlreiche und qualitatv hochwertige Marketingmaßnahmen realisieren. 1996 wurde das erste elektronische Buchungssystem eingeführt. 1997 erschien der erste TUI-Regionalkatalog zum Harz – ein Medium was bis heute gemeinsam mit Deutschlands größtem Reiseveranstalter aufgelegt wird und das einzige dieser Art ist. 1998 ging der erste Internetauftritt des HVV unter www.harzinfo.de online.

Umstrukturierung des Verbands und ein neues Erscheinungsbild

Stagnierende Übernachtungszahlen, Überschneidungen in den Aufgabenfeldern der im Harz agierenden Verbände, Kritik an der Struktur und Arbeitsweise des HVV – Gründe, die 2008/2009 eine umfassende Strukturdiskussion der Vorstandsmitglieder auslöste. Im Ergebnis – und nach Prüfung unterschiedlichster Alternativen – wurden der Harzer Verkehrsverband und der Regionalverband Harz unter eine gemeinsame Führungsspitze gestellt. Der bis dahin noch existierende Harzer Förderkreis (HFK) wurde aufgelöst. Das wichtigste Themenfeld des HFK, die Trägerschaft der Produktmarke „Typisch Harz“ wurde auf den HVV übertragen. Die Strukturen innerhalb des Harzer Verkehrsverbandes wurden effizienter gestaltet. Der Vorstand wurde zahlenmäßig halbiert. Das Marketing wurde in eine eigenständige Abteilung ausgegliedert und unterliegt seitdem der Verantwortung eines 11köpfigen Abteilungsvorstandes. Weitere Marketingthemen werden in sogenannten Pools bearbeitet. Ausdruck der Umstrukturierung und Neuausrichtung war auch die Namensänderung in „Harzer Tourismusverband“.

2010 wurde folgerichtig das Marketingkonzept überarbeitet und ein neues Corporate Design (CD) entwickelt. Auf dieser Basis setzt der Verband zahlreiche, neue, kreative und zum Teil unkonventionelle Marketingaktivitäten um. Insbesondere im Onlinesegment und der Kampagnenarbeit erreichte das Marketing in den letzten Jahren eine hohe Aufmerksamkeit für den Harz. Mit großer Mehrheit verabschiedete die Mitgliederversammlung des HTV im Jahr 2013 eine neue Beitragsordnung. Das finanzielle Ausbluten des Verbandes wurde verhindert und das Tourismusmarketing für die kommenen Jahre auf solide wirtschaftliche Beine gestellt.

Der Verband blickt nach über 100 Jahren auf eine wechselvolle Geschichte voller Rückschläge und Erfolge zurück. Heute bilden Harz und Harzer Tourismusverband - unter wieder neu entwickeltem CD - eine Einheit, die nach innen für den regionalen Zusammenhalt und nach außen für die schönste Tourismusregion im Herzen Deutschlands steht.

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