© Fotoweberei & Schloß Wernigerode GmbH

Halberstadt Holzmarkt

1830

Das Motiv

Der 8. April 1945 ist noch heute das große Trauma von Halberstadt. Wenige Tage vor Kriegsende wurde die gesamte Innenstadt bei einem Bombenangriff zerstört. Ein alter Malerblick begleitet dabei seit Jahrhunderten und zeigt seine Kraft. Wir begegnen ihm in vielen Gemälden im Städtischen Museum, können den Standort vor Stadtmodellen einnehmen, die ihn im früheren, zerstörten und jetzigen Zustand zeigen. Dabei stehen wir am Holzmarkt und blicken entweder links hinüber zur Martinikirche oder rechts in Richtung Fischmarkt. Es ist also eine schöne Komposition mit zwei Blickachsen. Allein dieser Malerblick im Museum lohnt das Durchstreifen des Hauses, in ihm spiegelt sich die Geschichte der Stadt. Auch aller Schmerz über das gewesene Halberstadt.

Sein Erfinder ist der Maler Carl Hasenpflug. Was für ein selbstbewusstes Bürger-Bild. Natürlich das Rathaus in der Bildmitte. Es ist Zeugnis der Bürgerrechte, die man seit dem Mittelalter - mit vielen Rückschlägen - dem bischöflichen Landesherrn abgerungenen hatte. Angebaut die Ratslaube von 1662, als man endlich die Rechte über die ganze Stadt besaß. Zu Beginn des Zweiten Weltkrieges ummauerte man sie, so blieb sie geschützt wie übrigens auch der Roland. Kürzlich gelang der Wiederaufbau des Rathauses mit vielfältigem Engagement der Halberstädter – als moderner Bau in alten Formen. 2004 konnte als Endpunkt des Wiederaufbaus auch die Ratslaube wieder eingeweiht worden. Die ebenfalls zerstörte Martinikirche war übrigens schon gleich nach dem Krieg bis 1954 wieder aufgebaut worden.

 Halberstadt, Hasenpflug
©  Städtisches Museum Halberstadt, Foto: Ulrich Schrader
  • Carl Hasenpflug
  • 1830
  • Öl auf Leinwand

    Maße inkl. Rahmen 89,5 x 126 cm

  • Leihgabe im Städtischen Museum Halbersta

Wandertipp

Von Blankenburg nach Ballenstedt verbindet der Harzer Teufelsmauerstieg auf einer Länge von 27 Kilometern die unterschiedlichen Abschnitte der Teufelsmauer. Die höchsten bis zu 20 Metern aus den Hügeln herausragenden Sandsteine sind Ablagerung eines Meeres, aber unter hohem Druck verkieselt, später gekippt und vom Bodewasser und der Eiszeit bizarr ausgespült. Eine ganz besondere Wanderung, teilweise auf dem Harzer-Hexen-Stieg, für die gutes Schuhwerk zu empfehlen ist. An der Teufelsmauer bei Weddersleben gibt es ebenfalls eine Stempelstelle der Harzer Wandernadel.

Über den Künstler

Carl Blechen (1798-1840) ist ein genialischer, seine Zeitgenossen sehr beeindruckender Berliner Landschaftsmaler der Romantik. Nur eine kurze Schaffensphase von kaum zehn Jahren war ihm vergönnt, wobei hier seine Italienreise 1828/29 einen Höhepunkt darstellt. Seit 1831 war er Lehrer an der Berliner Akademie und wurde wegen seiner unkonventionellen Art von seinen zahlreichen Schülern geliebt. Einige davon begleiteten Blechen auch auf seiner kurzen Harzreise von zehn Tagen im September 1833. Am 13. September ging es über das Ilsetal zum Brocken, wo er wohl übernachtete, bergab folgte er der Bode über Schierke nach Rübeland und wandte sich von dort nach Blankenburg. wo er am 16. oder 17. September am Regenstein und auf der Teufelsmauer zeichnete. Von hier war es nicht weit nach Thale, einen Weg auf der Teufelsmauer gab es aber noch nicht. Blechen übernachtete dann noch einige Tage in der Blechhütte bei Thale und erkundete von hier aus das Bode- und auch Selketal. Am 24. September entstand seine letzte Zeichnung der Reise, schon wieder in Ilsenburg.

Zum Vergleich

Albert Schwendy, Der Holzmarkt zu Halberstadt, 1874, Öl auf Leinwand, Maße inkl. Rahmen 126 x 167 cm, Städtisches Museum Halberstadt, Inv.-Nr. K1 0041, zu sehen in der ständigen Ausstellung

Halberstadt von Hasenpflug
© Städtisches Museum Halberstadt, Foto: Ulrich Schrader

Es gibt eine Reihe von Malern, die sich in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts auf die Darstellung von Marktplätzen mit üppigen Auslagen spezialisierten. Albert Schwendy und auch Charles Hoguet gehören dazu. Sie holten sich hierfür künstlerische Anregung aus den Niederlanden, aus dem barocken goldenen 17. Jahrhundert. Und das in einer Zeit, in der die industrielle Warenproduktion warmläuft. Wieder ein Wehmutsbild an die schöne alte Zeit. Wichtig hier: Schwendy wählte für sein einziges Halberstadt-Motiv natürlich den Holzmarkt von dem Standort, den Carl Hasenpflug als erster so malte.

Walter Gemm, Die brennenden Martinitürme, 1945, Öl auf Leinwand, Maße inkl. Rahmen 112 x 139,5 cm, Städtisches Museum Halberstadt, Inv.-Nr. K1 0157, zu sehen in der ständigen Ausstellung

Die brennenden Martinitürme von Gemm
©  Städtisches Museum Halberstadt, Foto: Ulrich Schrader

Walter Gemm, Die brennenden Martinitürme, 1945, Öl auf Leinwand, Maße inkl. Rahmen 112 x 139,5 cm, Städtisches Museum Halberstadt, Inv.-Nr. K1 0157, zu sehen in der ständigen Ausstellung