© Fotoweberei/Schloß Wernigerode GmbH

Goslar vom Klusfelsen

1829

Das Motiv

22. Klusfelsen Goslar, Bleuler © Schloß Wernigerode GmbH

Dieser Malerblick verlangt ein bisschen Umherschweifen, denn auch wenn der Standort am Abhang des Peterberges rasch gefunden ist, so ist doch der Hang heute kein Park mehr wie auf dem Bild, sondern ein Wald mit schönen alten Buchen und Eschen. Die Aussicht auf Goslar und den Rammelsberg dahinter ist nur vom Petersberg weiter oben möglich, das Auffinden des Teiches erfordert einen Extra-Rundgang und die genaue Erkundung der Felsen sowieso.

Während bei der Teufelsmauer bei Thale solche Sandsteinfelsen häufiger erhalten und sagenumwobene Landmarken sind, steht der Klusfelsen von Goslar völlig allein. Auch er ist der Abgesandte eines Meeres vor etwa 120 Millionen Jahren, dessen verpresste Sande um 90 Grad gekippt wurden, als sich die Bruchschollen des Harzes emporreckten. Kaiserin Agnes ließ im 11. Jahrhundert in diesen Felsen angeblich die Marienkapelle einrichten, als sie auf dem Berg das Peterskloster gründete. Noch zu Bleulers Zeit lebte hier ein Einsiedler. 1983 haben die Goslarer die Kapelle wieder in Ordnung gebracht und auch eine Nachbildung der alten Marienfigur aufgestellt. Jährlich zu Weihnachten ist hier ein Gottesdienst.

  • Johann Ludwig Bleuler

  • um 1829

  • kolorierte Umrissradierung, Bildgröße 47,4 x 65,0 cm

  • aus den Sammlungen der Schloß Wernigerode GmbH, Inv.-Nr. Gr 104

Wandertipp

Viel zu wenig bekannt ist ein Rundwanderweg, der vom Weltkulturerbe Rammelsberg im Süden über den Maltermeisterturm auf der Ostseite um Goslar herum bis zum Petersberg und dem Klusfelsen führt. Mit vielen Himbeeren am Wege und mit wunderbaren Ausblicken über Wiesen auf die Altstadt mit der Pfalz, der Marktkirche und dem Zwinger als wichtige Orientierungspunkte. Der Rückweg kann durch die Innenstadt genommen werden. (9 Kilometer, 2,5 Stunden, ausgeschildert)

Über den Künstler

Johann Ludwig Bleuler (1792-1850) wurde in Feuerthalen in eine Malerfamilie hineingeboren. Dieser Schweizer Ort unweit vom Rheinfall war damals ein Markenzeichen in ganz Europa. Für ihre Motive reisten die Brüder und der Vater kreuz und quer durch Europa bis nach St. Petersburg. Das Besondere: Sie zeichneten alle Motive selbst vor Ort, wobei sie natürlich mitunter schon bekannte Schokoladenblicke aufgriffen. Im Harz hielt Johann Ludwig Bleuler vier Motive für darstellenswert: Wernigerode, Burg Falkenstein, Clausthal und Goslar vom Abhang des Petersberges mit dem Klusfelsen.

Von Feuerthalen aus lieferte Familie Bleuler Ansichten so groß und bunt koloriert wie Ölbilder und doch als Radierung preiswert vervielfältigt. Wer sich Gemälde nicht leisten konnte, der griff zu den Bleulerschen kolorierten oder mit einweißhaltiger Tempera (Gouache) glänzend übertuschten Radierungen. Wenn dann die Stimmungen und die Staffage variierten, hat ein Jeder das Gefühl, ein Unikat in den Händen zu halten. Freue sich jeder an seinem Bleuler in welchem so viel handwerkliches Geschick und Mühe stecken! So wie es Nathan der Weise in seiner berühmten Ringparabel riet.

Zum Vergleich

22.2. Klusfelsen Goslar, Schultz © Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel

Oehme & Müller nach H. Schultz, Goslar vom Petersberg, um 1840, Lithographie, Blattgröße 50,7 x 61,7 cm, Herzog August Bibliothek Wolfenbüttel Top., 18b:6

Auf dieser großformatigen Lithographie ist der Abhang des Petersberges noch ganz kahl, heute ist er bewaldet und man hat nur hie und da einen Durchblick auf Goslar. Kahl wie der Rammelsberg im Hintergrund, der hier ein wenig „verrückt“ wurde, um in einer Blick-Achse drei Goslarer Höhepunkte zu zeigen: vorn den merkwürdigen Klusfelsen mit parkähnlicher Umgebung, dann das Breite Tor als gut bewehrter Zugang zur turmreichen Stadt und dahinter die Quelle des Reichtums, der Berg mit den besten Erzen in Europa –mit hohen Silbergehalten.

 

 

22.3 Klusfelsen Goslar, Kraus © Klassik Stiftung Weimar Museen, Foto: Olaf Mokansky

Georg Melchior Kraus, Die Klause bei Goslar, September 1784, Kreidezeichnung, grau laviert, 29,5 x 45,2 cm, Klassik Stiftung Weimar/Museen, Goethes Besitz, KHz/AK 3217

Der Klusfelsen gehörte auch zu den geologisch interessanten Punkten, die Goethe und Georg Melchior Kraus auf ihrer Harzwanderung im September 1784 zeichneten. Rasch kann der Standort dieser Zeichnung aus südöstlicher Richtung ermittelt werden, im Rücken der Zaun des heutigen Seniorenstiftes. Wieder einmal frappiert die Genauigkeit der Wiedergabe! Der Vergleich macht aber deutlich, dass die erstaunlich helle Vertiefung, die auf einer nebenstehenden Tafel als uralt und kultisch beschrieben wird, keine 250 Jahre alt ist. Ein Blick in die Wirklichkeit hilft wie so oft! Die Zeichnung offenbart aber auch, dass dem Felsen links heute ein Viertel fehlt. Einfach abgesägt, damit der Weg bequemer genommen werden kann. Wer und wann? Wirklich notwendig?

 

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