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Burg Falkenstein von Südosten

1849

Das Motiv

1. Falkenstein, Steuerwaldt © Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Foto: Wolfgang Fischer

Dieser Malerblick ist heute fast noch genauso zu erleben, sozusagen ein Schokoladenblick. Darüber hinaus ist diese Burg Spitzenreiter unter den Harz-Darstellungen. Sie übertrifft darin selbst den Brocken und ist nur noch mit der Festung Regenstein vergleichbar. Kein Wunder, denn der Falkenstein ist auch in der frühen Reiseliteratur mit Superlativen überhäuft, seine höchste Popularität hatte er dabei in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts. Die meisten Maler zeigen – wie auch Wilhelm Steuerwaldt – die Burg von Südosten, denn von dieser Seite näherte man sich dem Tor, vor dem sich malerische Ruinen der Vorburg erheben. An den übrigen Seiten fällt das Gelände steil ab. Auf den meisten Bildern sind Besucher dargestellt, sicher auch, weil hier immer was los war. Bei einem Burg-Rundgang können Sie dieses Gemälde und andere Falkenstein-Malerblicke miteinander vergleichen. Oder hier weiterlesen, was den Falkenstein so besonders anziehend machte.

  • Wilhelm Steuerwaldt

  • 1849

  • Öl auf Leinwand, 49,5 x 60,7 cm

  • zu sehen in der ständigen Ausstellung der Burg Falkenstein, Inv.-Nr. Falk299

Wandertipp

Ein dichtes Rundwanderwegenetz ermöglicht den Genuss der umgebenden Laubwälder und vieler überraschender Aussichten, ob zur alten Burg Falkenstein, nach Meisdorf oder um den Buchenberg. Auch einen Stempel der Harzer Wandernadel kann man sich auf dem Falkenstein holen.

Über den Künstler

Wilhelm Steuerwaldt (1815-1875) gehört zu Harzmalern von hier. Über 150 Gemälde und Zeichnungen mit Harzmotiven sind überliefert, doch viele leider nur noch als Fotografie – wohl weil er nicht für große Ausstellungen und Museen, sondern eher für private Auftraggeber malte. So ging mehr verloren. Er war der Sohn eines Quedlinburger Zeichenlehrers. Im benachbarten Halberstadt lehrte Carl Hasenpflug den 15jährigen die Anfangsgründe der Malerei, bevor Steuerwaldt dann an die Düsseldorfer Kunstakademie zu Carl Friedrich Lessing ging. Doch dann kehrte er heim, lebte seit 1839 als Zeichenlehrer und Maler in seiner Heimatstadt. Der Theater-Effekt, mit dem die Burg Falkenstein gleichsam angestrahlt aufleuchtet, mag er sich aus Düsseldorf abgeguckt haben. Kunstvoll ist auch der Baum vorn in den Goldenen Schnitt des Bildes gesetzt. Er leitet die Bild-Erzählung ein, die über die beiden etwas zu fein gekleideten Wanderer zur Burg führt.

Die Burg als Besuchermagnet

Was faszinierte am Falkenstein? Die Burg ist eine große und sogar von mittelalterlichen Kaisern aufgesuchte Anlage, bei der sich alle Burg-Elemente erhielten: Vorburg, Zwinger, Bergfried, Palas. Sie beherbergte berühmte Persönlichkeiten, Eike von Repgow soll hier seinen ‚Sachsenspiegel‘ geschrieben haben, das wichtigste Rechtsbuch vom Mittelalter bis in die Neuzeit. Der Falkenstein bietet aber auch ein besonderes Landschaftserlebnis: Vom Bergfried soll man nach alten Reiseführern gar den Inselsberg und Erfurt sehen können, was sicher etwas übertrieben ist. Aber wahr ist: Die Burg liegt entrückt über dem Selketal inmitten ausgedehnter Laubwälder und doch zentral: Von Mägdesprung oder Ballenstedt braucht es zwei oder drei Wander-Stunden. Zudem ist der Herbst jährlich ein großartiger Maler, der zartgrüne Frühling nicht minder. Ein kleiner Gegenhang östlich der Burg ermöglicht den überraschend umfassenden Blick auf die Burg. Nicht zuletzt sorgte der Burgbesitzer schon um 1800 für Erhaltung des Bauwerks und Ausschank, sogar für Übernachtung der Wanderer. Er stellte extra einen Aufseher für Burgführungen an.

Die Mischung also macht es – wie so oft. Deshalb kamen sie von überall her: die Dresdner wie Adrian Ludwig Richter oder Ernst Ferdinand Oehme. Aus Hamburg etwa Jacob Gensler und Friedrich Wasmann, die Berliner Carl Blechen oder Adolph Menzel, die Düsseldorfer zahlreich, aus Kassel Adolph Carl oder aus Thüringen Ferdinand Bellermann und Carl Hummel, um nur die bekanntesten zu nennen. Jedes Bild wiederum vermehrte den Ruhm des Falkensteins. Übrigens war die Burg auch Drehort vieler DEFA-Märchenfilme und hat so auch die Vorstellung der heutigen Generationen von einer mittelalterlichen Burg geprägt.

Zum Vergleich

1.2 Falkenstein, Blechen © Privatbesitz

Carl Blechen, Burg Falkenstein, wohl 22. 9. 1833, Aquarell über Bleistift, 22,9 x 32,7 cm, Privatbesitz

Mit wenigen Strichen und Farben, scheinbar leichthin und doch energiegeladen hat Carl Blechen den Falkenstein skizziert. Geradezu genialisch. Sicher hatte er Tuschfarben mit solch monochromer Farbpalette dabei, denn ähnlich hat er auch am 22. September eine Skizze im Selketal gemalt. Er muss viele Stunden unterwegs gewesen sein, denn wir haben von ihm von diesem 22. September 1833 Skizzen aus dem Selketal, von Gernrode und aus dem Bodetal.

1.3 Falkenstein, Mittag © Sammlung Bode, Hamburg

Heinrich Mittag, Burg Falkenstein, um 1824, kolorierte Umrissradierung, Plattengröße 33 x 59 cm, Sammlung Bode, Hamburg

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