© Kulturstiftung Sachsen-Anhalt, Elmar Egner

Reformation im Harz

Orte des Wandels

Im persönlichen Einsatz für die Sache der Reformation - Luther im Harz

Bereits seit dem Jahr des Thesenschlags von1517 ist überliefert, wie sehr der Wittenberger Reformator sich persönlich für die Einführung der Reformation im Harzgebiet einsetzte. Neben den bekannten Lutherstädten am Rand des Harzes (Eisleben und Mansfeld) zählen vor allem Stolberg im Harz, Nordhausen und Wernigerode zu den historisch belegten Aufenthaltsorten des Reformators im Harz. Schon am 6. August 1517 besuchte Luther das Augustiner-Kloster Himmelpforte in Wernigerode. Dem jungen Kirchenreformator ging es mit seiner Visite bei den Ordensbrüdern darum, sich mit seinem langjährigen Freund und Förderer Johann von Staupitz (1465-1524) über das konfessionelle Reformwerk zu beratschlagen. Die Aussprache wird für Luther ein entscheidender Schritt gewesen sein, das Projekt der Kirchenreform mutig voranzutreiben.

An den Besuch des Augustiner-Mönchs Martin Luther in Wernigerode erinnern heute die Reste der ehemaligen Klostermauer, Teile der wirtschaftlichen Anlagen der Mönche und auch der sogenannte Lutherstein, der 1917 zur Erinnerung an Luthers Aufenthalt errichtet wurde. Sehenswert ist darüber hinaus ein Wandgemälde im Festsaal des Wernigeröder Schlosses, das dem Thema der Reformation in der Grafschaft Wernigerode gewidmet ist und Graf Botho zu Stolbergs Einschätzung der Reformationsbestrebungen veranschaulicht.

Im Geist des Evangeliums und gegen den Bauernkrieg - Luthers Reisen in die Harzstädte Stolberg und Nordhausen

Stolberg und Nordhausen sind weitere Harzorte, die mit Luthers unmittelbarem Wirken für die Sache der Reformation in Verbindung stehen. Während sein einstiger Weggefährte und spätere Kontrahent Thomas Müntzer in Allstedt zum revolutionären Aufstand der Bauern angestachelt hatte, kam Luther mit friedlichen Absichten in die beiden Harzstädte. In der Nordhausener St. Blasii-Kirche betrat eram 22. April die Kanzel, um zu Gewaltverzicht und Obrigkeitsgehorsam aufzurufen. Auch inStolberg hatte sich Luther der Aufgabe angenommen, die erhitzten Gemüter der aufständischen Bauern durch ermahnende Worte zu beruhigen. Am 20. April 1525, gut drei Wochen vor Beginn der Schlacht von Frankenhausen, predigte er in der Martinikirche zu Stolberg. In beiden Lutherorten im Harz finden sich Zeugnisse dieser Aufenthalte.

So zeigt Nordhausens St. Blasii Kirche mit ihrem Inventar- ein Taufstein aus dem 16. Jahrhundert und eine Kopie des von Lucas Cranach gefertigten Epitaphgemäldes, das Luther neben seinem Freund Melanchthon in der Reformatorengruppe zeigt - historische Zeugnisse der Frühreformation. Ebenso lädt Stolberg mit seiner Stadtkirche St. Martini (in dieser hatten Luther und Müntzer im unmittelbaren Vorfeld des Bauernkriegs gepredigt), mit der Lutherbuche und dem Stolberger Schloss zu Entdeckungsreisen in diese Zeit ein.

Werk und Wirkung - der Harz als Resonanzraum der Reformation

Nicht nur Luthers direktes Engagement für die Sache der Reformation ist im Harz bis heute ablesbar. Verschiedenartige Archivalien und baugeschichtliche Zeugnisse im gesamten Harz sind Ausdruck für die Wirkungsmacht der Lutherischen Reformation, die über die Bücher hinaus frühzeitig nach demonstrativer Anschaulichkeit drängte. Beispielhaft für Luthers "Fernwirkung" in den Harz ist in dieser Hinsicht der erhalten gebliebene Lutherbrief von 1529 an die Marktgemeinde in Goslar. Goslar besitzt mit der St. Jakobi Kirche eine für die Reformationszeit bedeutsame Pfarrkirche. Der Lutherbrief selbst wird ind er Marktkirchenbibliothek aufbewahrt und kann im Rahmen einer geplanten Ausstellung besichtigt werden.

Luthers direktes und indirektes Wirken im Harz spiegelt sich auch in der Architektur. So findet sich neben den neuen protestantischen Kirchenbauten wie der Evangelischen Marienkirche in Hornburg vom Protestantismus beeinflusste Architektur in der "Fachwerkstadt aus dem Reformationsjahrhundert" Osterwieck. Während die Kirche St. Stephani ein ebenso facettenreiches wie eindrückliches Zeugnis dafür bietet, wie der Geist der Reformation die Architektursprache im Kirchenbau veränderte, verkörpern die Osterwiecker protestantischen Hausinschriften einzigartige Bekenntnisse für die Formungskraft des Reformationsgedankens im Harz.

"Dass wir dem jungen Volk raten und helfen...". Die protestantische Reformschule von Gernrode

Auch die durch Luthers Wirken angeregte protestantische Schulreform lässt sich im Harz eindrucksvoll nachvollziehen. Luthers Forderung von 1524, "die besten Schulen für Knaben und Mägdlein an allen Orten aufzurichten", war im Harz vielfach auf Widerhall gestoßen. Gernrode, schon frühzeitig vom protestantisch-humanistischen Reformgedanken beeinflusst, entwickelte sich noch zu Luthers Lebzeiten zu einem Pilotprojekt für ein Lernen im neuen protestantischen Geist. Unter Anna von Plauen wurde hier im Jahr 1533 die vermutlich älteste evangelische Elementarschule Deutschlands eingerichtet. Die Elementarschule von Gernrode, die zugleich zu den ältesten protestantischen Schulneugründungen im Harzgebiet zählt, ist heute als Reformschule aus der Reformationszeit zu besichtigen. Ständige und aktuelle Veranstaltungen im Heimat- und Schulmuseum "Alte Elementarschule" geben einen lebendigen Einblick in die Lehrsituation seit der Reformationszeit.

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