© HTV, M. Gloger

Ein Besuch in der Kaiserstadt Goslar

von Elisa Gahler

Eine Sightseeing-Tour

Die Kaiserstadt Goslar ist im Harz ein besonderes kulturelles Highlight. Zahlreiche historische Fachwerkhäuser, mehrere imposante Kirchen, ein eindrucksvoller mittelalterlicher Saalbau, ein reich verzierter und bemalter Rathaussaal und viele weitere interessante Sehenswürdigkeiten locken täglich Tausende von Besuchern in die Tourismusmetropole. Es lohnt sich, einmal einen Abstecher nach Goslar zu machen und die verschiedenen Kulturschätze mit eigenen Augen zu sehen.


Die Sightseeing-Tour beginnt…
Ein guter Ausgangspunkt für einen Stadtrundgang auf eigene Faust ist der Marktplatz. Der Marktbrunnen in der Mitte des Platzes gilt als touristischer Sammelpunkt und beherbergt ein bedeutendes Wahrzeichen der Stadt. Von hier aus starten die Besucher ihre Besichtigungen, schießen Erinnerungsfotos von umliegenden historischen Gebäuden wie der Kaiserworth oder bestaunen den vergoldeten Adler mit den ausgebreiteten Schwingen und der Kaiserkrone auf der Spitze des Brunnens. Wer gerne einfach nur genießen und Fünfe gerade sein lassen will, der kann sich in eines der zahlreichen Cafés und Restaurants am Marktplatz setzen und das Treiben bei Crêpes und Cappuccino, einem herzhaften Kürbisgericht oder anderen Leckereien beobachten. Kulturinteressierte, die gerne mehr von der Stadt sehen möchten, setzen ihren Rundgang idealerweise beim Rathaus fort und schauen sich den bekannten Huldigungssaal an. Der Raum ist ein einzigartiges Beispiel spätgotischer Innenarchitektur. An den Decken, Wänden und Fensternischen ist er vollständig mit Tafelgemälden ausgekleidet, die verschiedene mythologische, biblische, weltliche und geistliche Figuren darstellen. Ein filigranes Rankenschnitzwerk aus Holz rundet das Ensemble ab. Für Besucher ist der Huldigungssaal nur von außen durch einen verglasten Gang einsehbar. In den Vorräumen befindet sich allerdings ein originalgetreuer Nachbau, der die Tafelgemälde unmittelbar erlebbar macht. In einem kurzen Film erhält der Besucher interessante Einsichten in die Entstehungsgeschichte der Raumkunst und erfährt, dass die feingliedrige Zeichnung einiger Figurenmalerein darauf hindeutet, dass es sich hierbei um das Portrait einer realen historischen Person handelt. So haben sich die Maler zum Teil wahrscheinlich selbst in den Figuren der Geistlichen verewigt.


Kirchliche Pracht
Nicht weit vom Rathaus entfernt steht die evangelische Marktkirche St. Cosmas und Damian. Mit ihren beiden hohen quadratischen Türmen, die sich burgähnlich über der Stadt erheben, ist die romanische Pfeilerbasilika aus sämtlichen Winkeln der Stadt bereits von Weitem sichtbar. Beim Eintreten in die Kirche fallen sofort die dreischiffige Aufteilung und die weiße kreuzbogenförmige Balkendecke im Mittelschiff auf. Besondere Highlights sind ein aus Holz geschnitzter Barockaltar mit der typischen protestantischen Abendmahl- und Kreuzigungsdarstellung, neun gut erhaltene mittelalterliche Glasfenster mit Szenen aus dem Leben der beiden Heiligen Cosmas und Damian und eine aus Goslarer Erzen gegossene Messingtaufe von 1573, die als der älteste erhaltene Gegenstand in der Basilika gilt.
Auf dem Weg zur nächsten Kirche wird der Besucher noch lange von dem kraftvollen Klang der zweitgrößten Glocke Niedersachsens begleitet, die sich im Nordturm der Marktkirche befindet. Ein Stückchen weiter die Fischemäkerstraße hinunter erscheint kurz hinter Karstadt die älteste noch genutzte Basilika der Stadt. Die St. Jakobi Kirche ist nicht nur von außen ein imposantes Bauwerk. Das eindrucksvolle Interieur ist im Besonderen einen Besuch wert und zeigt deutlich, dass sich dieses Gotteshaus trotz reformatorischer und baulicher Veränderungen als katholische Einrichtung behaupten konnte. Auffällig sind die hoch aufstrebenden, spitz zulaufenden Torbögen, die von hohen römischen Säulen getragen werden. Ihr strahlendes Weiß verbunden mit den dezenten roséfarbenen Bordüren hebt den mächtigen aus dunklem Holz geschnitzten Hochaltar mit den großen Heiligenfiguren und den grüngoldenen Säulen ganz besonders hervor. Sehenswert sind auch die filigran gestaltete Kanzel mit Szenen der heiligen Schrift sowie eine mehrfach umgestaltete, historische Orgel. Beide Gegenstände stammen aus der Zeit der evangelischen Renaissance und stehen in deutlichem Kontrast zu der Bilderfolge mit den Leidensstationen Jesu und dem reich verzierten Seitenaltar aus Marmor, der, jeweils von einer Jesus- und Mariafigur eingerahmt, das Bild eines Sterbenden zeigt. Letztere sind erst im 19. Jahrhundert entstanden und zeugen von dem katholischen Erbe der Jakobikirche. Einige der wertvollen Stücke stammen aus den 1807 aufgelösten Klöstern Riechenberg und Grauhof. Das kunsthistorische Highlight der St. Jakobikirche bildet eine lebensgroße Marienklage von Hans Witten, die als eines der bedeutendsten Zeugnisse der Gotik gilt.


Geschichte hautnah erleben
Von der katholischen Jakobikirche aus geht es zum Rathaus zurück über den Hohen Weg und die Kaiserbeek zur Kaiserpfalz. Die Kaiserpfalz gilt als eines der größten Saalbauten des Mittelalters und ist ein beeindruckendes Wahrzeichen der Stadt. Dreizehn Könige und Kaiser haben von hier aus das Deutsche Reich über 150 Jahre lang regiert. Der Pfalz vorgelagert befand sich die Stiftskirche St. Simon und Judas, die als Vorbild für zahlreiche romanische Kirchen galt. Durch ihre Angliederung an den königlichen Hof war sie für viele Stiftsherren und Bischöfe kirchenpolitisch besonders bedeutsam. Besucher haben die Möglichkeit, sowohl die Kaiserpfalz als auch die Stiftskirche im Rahmen einer Führung zu erleben. Im Erdgeschoss der Kaiserpfalz erfahren die Gäste in einem viertelstündlichen Film Wissenswertes über die Bedeutung der auch als Dom bezeichneten Kirche und bekommen einen Eindruck davon, wie sie vor ihrem Abriss 1819 ausgesehen haben mag. Eine museale Sammlung zeigt darüber hinaus zahlreiche architektonische Relikte wie zum Beispiel den Kaiserthron. Die Umrisse des Doms sind auf dem Parkplatz der erhaltenen Domvorhalle heute noch sichtbar.
Das absolute Highlight eines Kaiserpfalzbesuchs ist die Besichtigung des 800 Quadratmeter großen Reichssaals. Seit dem 19. Jahrhundert schmücken 68 eindrucksvolle Bildmotive des Historienmalers Hermann Wislicenus flächendeckend seine Wände und erzählen von dem Wandel des Heiligen Römischen Reiches. In regelmäßigen halbstündigen Führungen erfahren die Gäste interessante Details zu den Gemälden und erleben die einzelnen Stationen der Geschichte hautnah. Insgesamt ordnen sich zehn große Bilder und mehrere kleine Bildzyklen symmetrisch um ein zentrales Hauptbild an, das sich in der Mitte der Wand befindet. Sehr detailgetreu und lebendig spiegeln sie die wichtigsten historischen Ereignisse und Persönlichkeiten aus der Zeit des christlichen deutschen Kaisertums bis zur Gründung des deutschen Kaiserreichs 1871 wider. So sind zum Beispiel die Kreuzzüge Karls des Großen, Barbarossas Sieg bei Ikonium oder Martin Luther auf dem Reichstag zu Worms auf den Gemälden zu sehen. Das zentrale Motiv bildet eine Darstellung von Kaiser Wilhelm I., der hoch zu Ross von wichtigen Symbolen und bedeutenden Personen der Reichsbegründung eingerahmt wird. Interessant ist, dass einige Figuren auf den umgebenden Bildern ihren Blick ebenso auf Kaiser Wilhelm I. richten wie die Personen auf dem Hauptgemälde selbst. Damit könnte das Streben nach der Festigung des deutschen Reiches angedeutet werden, das im zentralen Bild erreicht wurde. Auffällig ist auch, dass der Betrachter zum Teil in die Gemäldekompositionen mit einbezogen wird. So scheint Kaiser Wilhelm I. eine Ansprache an die Besucher zu richten und Barbarossa sowie sein Pferd diese direkt anzuschauen. Der Reichstag zu Worms erscheint abhängig vom dem Standpunkt des Betrachters jedes Mal in einem anderen Licht. Eine weitere Besonderheit ist die starke Symbolhaftigkeit des Darge-stellten. An der Ostwand des Saales befindet sich zum Beispiel ein Gemälde des Dornröschenmärchens, dass sinnbildlich für die Erweckung des deutschen Reiches steht. Zu Füßen von Kaiser Wilhelm I. sitzt die personifizierte Geschichte mit dem Reichswappen als Symbol.


Das Beste am Schluss
Der Rückweg führt die Gäste an zahlreichen touristischen Geschäften vorbei, in denen sie kleine Andenken an ihre Reise durch Goslar erstehen können. Wieder am Marktplatz angekommen, laden verschiedene Restaurants und Cafés dazu ein, sich noch einmal kulinarisch verwöhnen zu lassen, bevor es dann schließlich heimwärts geht. Besucher können es sich bei einer Tasse Kaffee und einem Stück Kuchen in einem Café ihrer Wahl gut gehen lassen oder harztypische Spezialitäten im Goslarer Brauhaus oder in der Butterhanne genießen. Wer nach einem ausgezeichneten Mahl vor die Tür tritt und zur Ostseite des Marktplatzes schaut, hat vielleicht das Glück das Goslarer Glockenspiel auf dem Zwerchgiebel des Kämmereigebäudes zu erleben. Ein Figurenumlauf erzählt hier, untermalt von bergbaulichen Weisen, von der Geschichte des Rammelsberger Bergbaus. Die Stadt Goslar hat das Glockenspiel anlässlich seines 1000-jährigen Jubiläums erhalten. Es bildet einen schönen Abschluss für einen informativen und gelungenen Stadtrundgang durch die bezaubernde Kaiserstadt Goslar.

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