© HTV, M. Gloger

Mit Bruder Conrad durchs Kloster Walkenried

von Anna Schütz

Der Kinder-Audio-Guide im Test

Was?! Ihr kennt Bruder Conrad noch nicht? Den netten Mönch aus dem Kloster Walkenried? Na, dann wird’s aber allerhöchste Eisenbahn! Fragt ganz schnell eure Eltern, ob sie mit euch nicht mal an den Rand des Südharzes fahren wollen. Dort könnt ihr dann das mittelalterliche Kloster besuchen, in dem Conni, wie ihn seine Mitbrüder nennen, zuhause ist. Das wurde vor fast 1000 Jahren in einer längst vergangenen und euch unbekannten Zeit gebaut - zur Zeit der Könige und Kaiser, der Ritter und Burgen und eben der Mönche und Klöster. In Walkenried lebten, beteten und arbeiteten damals ungefähr 100 Brüder mit Conni zusammen. Es war eines der reichsten und mächtigsten Klöster Norddeutschlands, und die Mönche, die hier lebten, nannten sich Zisterzienser. Sie lebten nach dem Grundsatz „Ora et labora“; das ist lateinisch und heißt: Beten und Arbeiten. Wer heute hierher kommt, kann die beeindruckend erhaltenen und restaurierten Gebäude, in denen die Mönche lebten, und die Ruine der Klosterkirche besichtigen. Ihr könnt durch den berühmten doppelten Kreuzgang mit seinen großen runden Säulen gehen – wie die Mönche früher - oder euch auf eine Bank setzen. Denn manchmal saßen die Zisterzienser auch auf einer langen Holzbank und lasen - mit der Kapuze auf dem Kopf, die ja nicht zu tief ins Gesicht gezogen sein durfte! Jeder sollte sehen können, ob der andere auch wirklich las und nicht etwa schlief. Das konnte schon mal passieren! Anders als bei euch im Kindergarten oder in der Schule war es im Kloster nämlich meistens mucksmäuschenstill: Schweigegebot! „Wer viel redet, kann auch schnell viel zu viel reden“, fanden die Gottesmänner.
Woher ich das alles weiß? Das haben mir meine Kinder erzählt. Und die wissen es wiederum von Bruder Conrad, der sie auf eine Kloster-Rallye mitgenommen hat. Einmal quer durch das ganze Kloster mit einem AudioGuide, einem Hörspiel to go sozusagen. Mit Hilfe eines kleinen Heftes werdet ihr zu 13 Stationen in der Klosteranlage geführt und bekommt dort spannende und knifflige Fragen zum mittelalterlichen Klosterleben gestellt. Wie das Leben im Mittelalter hier war, in welchen Räumen die Brüder gelebt, gearbeitet und geschlafen haben, und welche Bedeutung das Gebet hatte. Es gibt sogar eine Extra-Führung, bei der man selbst ausprobieren kann, wie die Mönche früher auf Pergament - das ist Tierhaut - geschrieben haben. Papier war damals ja noch nicht sehr verbreitet. Und wie anstrengend das war. Die Mönche sagten wohl: „Schreiben trübt die Augen und quetscht die Nieren. Der ganze Körper leidet.“ Conni hat meinen Kindern auch die Gefängniszelle gezeigt, in die man gesperrt wurde, wenn man was ausgefressen hatte. Das gab’s damals auch schon – das Ausfressen meine ich natürlich, nicht die Gefängniszelle ... Wer mag, kann auch eine wollene Kutte überziehen; die hängen im 1. Stock in verschiedenen Größen, die euch passen müssten. Cool, findet ihr? Ja, finde ich auch! Also, ich sag’s ja, auf nach Walkenried!
Und jetzt noch ein bisschen was für eure Eltern: Auch für Erwachsene gibt es einen im Eintrittspreis enthaltenen Audio-Guide durch die Anlage, die zu den schönsten und innovativsten Klostermuseen Europas zählt. Ausstellung und Hörtexte bilden eine Einheit akustischer und visueller Inszenierungen, durch die die Geschichte dieses Klosters, das 2010 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde, auf besondere Weise lebendig wird. Auf einer faszinierenden Zeitreise durch die weitläufigen, mehrgeschossigen Klausurgebäude aus dem 13. Jahrhundert lernen die Besucher die Zisterziensermönche nicht nur als tiefgläubige Ordensgemeinschaft kennen, sondern auch als clevere Geschäftsleute und Betreiber eines wirtschaftlich sehr erfolgreichen und riesigen Unternehmens: des „Weißen Konzerns“. Sie verwandelten vom 12.-14. Jahrhundert die sumpfigen Niederungen in fruchtbare Auen. Sie rodeten Wald, betrieben Agrarwirtschaft, Vieh- und Fischzucht. Auch an der Entwicklung des Harzer Montanwesens hatte das Kloster großen Anteil.
Achtmal am Tag allerdings unterbrachen sie ihr Tun zum Lob Gottes. Um bewusst zu machen, was es bedeutet, einem derart strengen Rhythmus unterworfen zu sein, verdunkelt sich alle 20 Minuten die ganze Ausstellung. Auch Sie werden aus Ihrer Tätigkeit gerissen; versuchen Sie bewusst nicht, sich die vier Minuten durch andere Aktivitäten zu verkürzen. Halten Sie inne und lassen Sie sich auf die Stimmung und die Texte ein. Ein besonderes Highlight sind auch die Klosterführungen im Kerzenschein von September bis April. Nach Einbruch der Dunkelheit beginnt der stimmungsvolle Rundgang durch den im Schein hunderter Kerzen erstrahlenden Kreuzgang. Sie tauchen ein in die einstige Abgeschiedenheit und Stille der Klausur und erfahren Spannendes über die Menschen, die hier vor über 700 Jahren beteten und arbeiteten.

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