© Patricia Mai

Mit Hund auf dem Harzer Klosterwanderweg

von Bloggerin "Maddie unterwegs"

Das Innere meines Zelts ist klamm, schwer und stinkt. Doch glücklicher könnte ich im Moment nicht sein.

Maddie

Es ist unnatürlich kalt und regnerisch an diesem Samstagmorgen Mitte Juli. Ich stehe vor dem geöffneten Kofferraum meines Autos und habe die Kapuze tief ins Gesicht gezogen. Ein kühler Windhauch löst eine Haarsträhne aus meinem Zopf, die mir tropfnass im Gesicht klebt. Kein besonders guter Start für eine Dreitagestour mit Hund, Zelt und einem viel zu schweren Rucksack. Meine Pilgerfreundin Patricia und ich werfen uns einen vielsagenden Blick zu. Sie wird mich in den kommenden Tagen mit ihrem Weißen Schäferhund Dragon begleiten. Meistens müssen die Zwei meine verrückten Ideen mit ausbaden. Ich bin mir aktuell nicht sicher, wen von uns vieren ich gerade am meisten bedauere. 


Der Zeiger der Uhr knapp unterhalb der Turmspitze der Marktkirche rückt auf die Acht vor. Für uns wird es Zeit aufzubrechen. Unsere Hunde springen aufgeregt aus den Autos. Wir legen unsere Bauchgurte um, über die wir mit einer Rückdämpfer-Leine mit unseren Hunden verbunden sind. Meinen Rucksack habe ich im Kofferraum bereits aufgerichtet. Beinahe hämisch grinst er mich an. Ich drehe mich mit dem Rücken zum schweren „Biest“, gehe leicht in die Knie und streife mir aus der Hocke die gepolsterten Schulterriemen über. Dann verschließe ich den Bauch – und Brustgurt und ziehe beherzt die Gurte fest. „Aufstehen! Einfach aufstehen…“, denke ich und richte mich langsam auf. Trotz der viel zu schweren 17 kg auf dem Rücken fühlt sich das Biest gut an. Komfortabel. Sogar ziemlich angenehm. Wir verabschieden uns von unseren Männern, die uns zum Ausgangspunkt gefahren haben, drehen uns ein letztes Mal um und verschwinden in Goslars verschlafener Altstadt. Motiviert bahnen wir uns den Weg am Bahnhof vorbei durch die Stadtteile Georgenberg und Jürgenohl in Richtung Feld. Durchdringender Nieselregen begleitet uns. Es ist seltsam schwül-warm und doch frösteln wir leicht. 


Wir erreichen das ehemalige Augustiner-Chorherrenstift Grauhof von 1701. Am Eingang der Stiftskirche entdecken wir den hellroten Stempelkasten. In einem Begleitheft der Harzer Wandernadel lassen sich diese Sonderstempel sammeln. Wenn alle Stempel vollständig sind, erhält man gegen Gebühr ein kleines rundes Abzeichen mit dem Symbol des Harzer Klosterwanderwegs. Nach dem Gutshof müssen wir ein Stück an einer Landstraße entlanggehen. Die Autos rasen schnell an uns vorbei und wir bringen uns und die Hunde hinter der weißen Markierung in Sicherheit. Erleichtert seufzen wir, als wir wieder einen Wanderweg erreichen. Es geht hinein in den Wald. Die Hunde sind motiviert und zeigen uns deutlich, dass hier eine hundebeliebte Gassistrecke entlangführt. Ihre Nasen sind andauernd am Boden und erschnüffeln die ausgetretenen Pfade. Ganz in der Nähe von Immenrode wird im Wald scharf geschossen. Etliche Jäger scheinen unterwegs zu sein. Meinem Weißen Schäferhund Barney macht das ein wenig nervös und er beschleunigt seine Schritte. Wir lassen den beschaulichen Ort hinter uns und steuern über gradlinige Feldwege Vienenburg an, wo sich beide Hunde ein ausgiebiges Bad in der Oker gönnen.

Es ist nicht warm, aber die drückende Witterung macht auch ihnen etwas zu schaffen. Das ehemalige Benediktiner-Kloster von 1174 Wöltingerode liegt zu diesem Zeitpunkt schon hinter uns. Wir konnten der Versuchung widerstehen, uns durch die schmackhaften Liköre zu probieren. Auf dem Gelände des Klosterguts gibt es viel zu entdecken. Wir bedauern, dass wir direkt weitermüssen. Immerhin liegt noch eine beachtliche Wegstrecke vor uns.


Nach dem Ortsausgangsschild von Abbenrode wandelt sich die Landschaft und hebt meine Laune. Schon bald münden die Feldwege in kleine Wurzelpfade und abwechslungsreiche Singletrails. Die Ecker begleitet uns ein Stück. Ich atme die kräftig-würzige Waldluft ein und habe meinen Blick auf den Boden gesenkt. Die Konzentration auf den unebenen Boden tut gut und lenkt von den Schmerzen ab. Inzwischen fliegen die Kilometer nur so vorbei. Über den Wienberg erreichen wir Ilsenburg, unser Tagesziel. Kurz durchdringt helles Sonnenlicht die dichte Wolkendecke. Schritt für Schritt nehmen Bebauung und städtischer Trubel zu. Es ist Ferienzeit, Samstagnachmittag und in Ilsenburg findet das jährliche Forellenfest statt. Wir müssen mitten durch die Festivitäten. Wie auf unseren anderen Touren fällt unserer ungewöhnliches Vierergespann allen auf. Andauernd wechseln wir die Straßenseiten, um den Menschentrauben auszuweichen. Hinter den bunt geschmückten und hell leuchtenden Buden bahnen wir uns den Weg in Richtung Zentrum. Ein spontaner Anruf bei Patricias Onkel hat ergeben, dass wir bei seiner Familie im Garten zelten dürfen. Überglücklich schleppen wir uns die letzten Meter bergauf bis zu seinem Haus. Uns stecken bereits fast 40 Kilometer in den Beinen. Wir sind nass, durchgefroren, hungrig und vollkommen übermüdet. Der Regen hört nicht auf und zum aktuellen Zeitpunkt ist es unmöglich, unsere Zelte aufzubauen...

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