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Catharina von Oheimb (1879-1962)

Auf einen Blick

  • Goslar

Catharina von Oheimb (1879-1962) – „eine Frau ganz besonderen Formats“

Eine ungewöhnliche Frau bereicherte ab 1914 bis zu Beginn der 30er Jahres des vergangenen Jahrhunderts das Stadtleben von Goslar.

Katharina von Kardorff-Oheimb schaffte es auf Grund ihrer Persönlichkeit und unterschiedlichen Tätigkeiten ein Netzwerk aufzubauen, dessen Kontakte viele nutzten. Die „Weiterbildnerin, Politikerin, Unternehmerin, Publizistin, Salondame, Jägerin, Mutter und Ehefrau“ war eine der ersten weiblichen Abgeordneten der Weimarer Republik. Um Politik auch Frauen näher zu bringen, bot sie u. a. in Goslar politische Ausbildungskurse an. Namhafte Referenten wie Gustav Stresemann konnte sie für ihre Veranstaltungen gewinnen. Ungefähr zeitgleich lud Catharina von Oheimb auch zu einem der wichtigsten politischen Salons in Berlin ein. Neben Bewunderern – sie wurde z. B. mehrfach porträtiert – zog sie auch Spott auf sich, so u. a. von Kurt Tucholsky.

Privat ging von Oheimb 1927 in Goslar ihre vierte und letzte Ehe mit Siegfried von Kardorff ein. Aus ihren vorherigen Ehen, u. a. mit einem Industriellen und einem Rittergutsbesitzer, gingen sechs Kinder hervor. Die „Kathinka“ genannte Salondame ist Urgroßmutter der Schauspielerin Maria Furtwängler.

Literatur zum Nachlesen und Quellen:

Das erwähnte Spottgedicht von Kurt Tucholsky, unter seinem PseudonymTheobald Tiger in der Weltbühne vom 30.12.1930 veröffentlicht.

An Frau von Oheimb

Gönn mir das traute Du. Ich kann vor Lachen
dich ja nicht siezen – nimm mir das nicht krumm!
Sag mir nur eines: Was sie bei dir machen,
siehst du das nicht – den Fez um dich herum?
Die gehrockeingebundnen Bürokraten,
die Talleyrand-Kopien der Diplomaten,
der aus Liberia – und selbst der aus Minka ...
Kathinka –!

Ach, ihr beklagt in wichtigkeitsgeschwollnen
und schönen Reden diese Not der Zeit.
Um Autokühler die kameelhaarwollnen
Schutzdecken ... Damen mit dem Schleppenkleid ...
Du bist so selig, wenn die Schmöcke schreiben.
Ihr quatscht und quatscht. Die Dividenden bleiben.
Es flirrn und flirten Tee- und Kaffee-Trinker ...
Kathinka –!

Die Republik gibt sich in deinen Räumen
ein Stelldichein. O stell sie wieder weg!
Schlafwandler sind sie, die regierend träumen ...
und die Reformen sind wie Teegebäck.
Und blickte Salomo auf diese Scheitel,
er spräche: Hier ist alles eitel.
Auf hundert rechte Gäste kommt ein linker ...
Kathinka –!

Kathinka, gutes Kind!
Du bist so niedlich
und hältst dich für den Nagel der Saison.
Geh, hör gut zu – ich sag dirs friedlich:
ne gute Stube ist noch kein Salon.
Du weißt von Politik auch nicht die Bohne.
Hörst du den Schritt der Proletarier-Bataillone?
Du kommst zu spät.
Denn unsre Zeit ist flinker
als du, Kathinka.

Claudia von Gèlieu: Katinka zieht die Fäden im Reichstag... - Katharina von Oheimb. „Enfant terrible“ der deutschen Politik oder „ungekrönte Königin“? In: „... und ist Dein Herz denn auch dabei?“. Frauenzeugnisse aus Sachsen-Anhalt. Hrsg. vom Courage e. V. Halle. Halle 2000, S. 50-66.

Katharina von Kardorff-Oheimb: Politik und Lebensbeichte. Hrsg. von Ilse Reicke. Tübingen o. J.

Katharina von Kardorff-Oheimb: Brauchen wir eine Frauenpartei? Berlin-Frohnau 1931.

Katharina von Kardorff-Oheimb: Gardinen-Predigten. Berlin 1929.

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