© Fotoweberei & Schloß Wernigerode GmbH

Burg Hohnstein

1800

Das Motiv

Sehr malerische hohe Ruinenmauern zeichnen Burg Hohnstein aus. Natur und Ruine bilden einen idyllischen Klang. Genau das hat der unbekannte Künstler empfunden und die Genauigkeit fahrenlassen. Deshalb lässt sich sein Malerstandort nicht bestimmen. Wir erwählen dazu den Innenhof der Oberburg unter der alten Buche, die ein Nachkömmling jener schlanken Bäume auf der Radierung sein könnte. Einen weiten Ausblick gibt es überall, nicht nur vom wieder aufgemauerten Bergfried.

Die Burg war Stammsitz der Herren von Hohnstein, die im 13. Jahrhundert eine führende Stellung im Südharz erlangten. Bis Scharzfeld und Lauterberg im Westen, Rothenburg und Artern im Osten und Sondershausen im Süden. Doch das Geschlecht zerrieb sich und erlosch. Hohnstein ging an die Herren von Stolberg, die die Burg zu einer der größten im Harz ausbauten. Mit der Entwicklung der Kanonen im Dreißigjährigen Krieg war auch das vorbei. Heute locken neben Ruinen-Romantik ein Gasthaus mit Aussichtsterrasse und herrliche Laubwälder mit verschlungenen Wegen, unten das hübsche Neustadt.

 

Anonym
© Sammlung Bode, Hamburg
Anonym

Künstler

um  1800

entstanden

kolorierte Umrissradierung

erschienen bei Morasch in Dresden, Plattengröße 35,5 x 25,7 cm

Sammlung Bode

Hamburg

Wandertipp

Ein Aufstieg von Neustadt lohnt sehr, doch vermeide, wer ungestört wandern möchte, den Parkplatz am Waldbad und die Nutzung des Fahrwegs hinauf. Schöner ist der Aufstieg auf dem 2005 hergerichteten Naturlehrpfad vom Neustädter Schloss oder vom Löns-Weg mit Abstechern nicht nur zum Hohnstein, sondern auch zur Heinrichsburg. (Rundwanderweg ohne die Abstecher 5,5 Kilometer Länge) So kann hier und da das Vorkommen des roten Porphyr an den Hängen entdeckt werden, aus dem die Burg gebaut wurde.

Zum Vergleich

Stammbuchblatt mit Ansicht der Burgruine Hohenstein, um 1820, Radierung, erschienen bei Wiederhold Göttingen,Bildgröße 7,6 x 13,0 cm, aus den Sammlungen der Schloß Wernigerode GmbH

Wiederhold
© Schloß Wernigerode GmbH

Sehr getreu wiederholte ein Stammbuchblatt 20 Jahre später unseren Malerblick. Nur die Schafe änderten ihre Haltung. Was ist ein Stammbuchblatt? Eine preiswerte Erfindung für alle, die nicht selbst in Stammbücher oder Erinnerungsalben etwas malen wollen, sondern sich einer schon vervielfältigten Ansicht bedienen, die sie nur noch mit einem Sinnspruch und ihrer Widmung versehen müssen. Das war sehr beliebt unter Studenten. Göttingen war Universitätsstadt und der Verleger Johann Carl Wiederhold entdeckte diese Marktlücke, die ihm ein wichtiges Arbeitsfeld wurde.

Nach einer Zeichnung von Carl Duval, Neustadt und Burg Hohnstein, 1841, kolorierte Lithographie, Bildgröße 10,2 x 17,8 cm, aus: 

Duval
©  Sammlung Städtische Museen Nordhausen

aus: Thüringen und der Harz, mit ihren Merkwürdigkeiten, Volkssagen und Legenden, Sondershausen 1841, Sammlung Städtische Museen Nordhausen, Inv.-Nr. V 1357 K2

Gustav Adolf Leibrock lobt 1860 in seinem Wanderbuch für den Harz auch Burg Hohnstein: „Der Hohnstein gehört zu den schönsten und sehenswerthesten Punkten … Der Blick von diesen Trümmern fesselt fast noch länger als die Ruinen.“ Es gibt viele Ansichten der Burg Hohnstein, auch Maler wie Wilhelm Eichler, Georg Heinrich Crola oder später Richard Thierbach schufen Gemälde von ihm. Der aus Nordhausen stammende Schriftsteller und Lithograph Carl Duval (1807-1853) hat seinen Standpunkt wohl auf dem Weinberg gewählt und kann so das Neustädter Schloss – einen Barockbau des 18. Jahrhunderts, der so noch heute von einem Verein liebevoll erhalten wird – und die Ruinen der Burg darüber in einem Bild zeigen.