© Fotoweberei/Schloß Wernigerode GmbH

Bad Lauterberg Königshütte

1854

Das Motiv

31. Bad Lauterberg Königshütte, Quensell © Förderkreis Königshütte Bad Lauterberg e.V.

Der Karstwanderweg von Barbis nach Steina streift in einer markanten Kurve südlich von Bad Lauterberg das Gelände der Königshütte. Erstaunt stehen wir vor der besterhaltenen Eisenhütte des Harzes, ein Denkmal von nationalem Rang. Es fällt nicht schwer, einige markante Gebäude im Vordergrund des Gemäldes wiederzuerkennen. Da überrascht zuerst ein Bauwerk am Hauptplatz mit einer richtigen Tempelfassade. Es stammt von 1816/17 und war das Eisenmagazin, in welchem die Produkte der Königshütte zum Verkauf gelagert wurden: Grabkreuze, Öfen, Gitterwerke, Maschinenteile. Es wird links halb verdeckt vom Faktoreigebäude aus dem Jahr 1736, das auch noch so existiert. Schwarzer Rauch steigt in der Bildmitte aus dem Hochofengebäude von 1830. Davor liegen die beiden Walzwerkgebäude.

Die Königshütte wurde hier 1733-1737 an der Stelle einer Vorgängerhütte errichtet. Die Waldungen rundherum lieferten Holz für die Bauten und Holzkohle für den Schmelzprozess, die vorbeifließende Oder ganzjährig Wasserenergie. Eisenstein, Mergel und Flussspat wurden bergmännisch gefördert. Der auch erhaltene Hüttengraben trieb auf drei Gefällstufen bis zu 22 Wasserräder an. Noch elf historische Gebäude aus der Zeit vor der Mitte des 19. Jahrhunderts stehen in Königshütte. Gut durch Tafeln erläutert, sodass der Spaziergang über das Gelände auch klüger macht. Aber warum der Name ‚Königshütte‘? Weil die Hütte im Auftrag des Bergamts in Clausthal errichtet wurde. Der dortige Berghauptmann vertrat für das hannoversche Harzgebiet den Kurfürsten von Hannover und der hatte 1714 den englischen Thron als König bestiegen.

Wir können mit der Malerin den Hang, die ‚Koldung‘ genannt, etwas hinaufsteigen und werden von dort genau das charakteristische Landschaftspanorama des Gemäldehintergrundes vorfinden: Zwei steile Kegelberge, links der Hausberg, rechts der Kummel, beide erheben sich schützend gleich hinter Lauterberg.

  • Charlotte Quensell

  • vor 1854

  • Öl auf Leinwand, 61,5  x 46,5 cm

  • Privatbesitz Göttingen, Kopie ausgestellt im Südharzer Eisenhüttenmuseum auf der Königshütte

Wandertipp

Es gibt öffentliche Führungen über das Gelände, auch das „Südharzer Eisenhüttenmuseum“ lädt zum Besuch. Neben Produkten aus der Königshütte gibt es auch weitere Ansichten von Königshütte zu sehen. Man halte eine Spende für das rührige ehrenamtlich tätige Museumsteam bereit. Öffnungszeiten unter: www.koenigshuette-badlauterberg.de
Auch ein Abstecher von hier in das 1,5 km entfernte Kurzentrum von Bad Lauterberg lohnt.

Über den Künstler

Wer war Charlotte Quensell, die diese Ansicht der Königshütte malte? Ich wende mich an Hans-Heinrich Hillegeist, den Gründer und Vorsitzenden des Förderkreises Königshütte e.V. und erfahre Erstaunliches: Charlotte Stürenburg wurde 1820 in Aachen geboren und heiratete 1856 Otto Quensell, einen Förstersohn aus Lautenthal. Mit ihm, der Baumeister war, ging sie bald darauf nach Preußen. Warum dann eine Ansicht der Königshütte? Ein ähnliches Gemälde einer Ansicht vom Forsthaus Lautenthal liefert ein Indiz: Charlotte malte Familienorte der Quensells, immerhin hatte ihr Mann neun Geschwister. Der nächstältere Bruder hatte 1845 auf der Königshütte in die Beermann-Familie eingeheiratet, die mehr als 30 Jahre den Oberfaktor von Königshütte gestellt hatte. Deshalb musste auch die Königshütte mit dem Faktorei-Gebäude ein Bild erhalten! War Charlotte Quensell eine künstlerisch gebildete Frau oder gar Malerin? Wo lernte sie ihren Mann kennen? Waren die beiden länger verlobt? Denn sie zeigt die Königshütte vor 1854, da war rechts vom Eisenmagazin-Tempel die Maschinenfabrik noch ohne den Vorbau. Fest steht, sie muss den Harz gemocht haben: Wie weich sie die Kegelberge im Licht modelliert, liebevoll die roten Dächer von Lauterberg malt, darüber den blauen Himmel spannt. Das ist Heimat.

Zum Vergleich

31.2 Bad Lauterberg Königshütte, Saxesen © Schloß Wernigerode GmbH

Heinrich Martin Grape nach Friedrich Wilhelm Saxesen, Königshütte, 1834, Stahlstich, Bildgröße 9,2 x 15,4 cm, aus: Das Harzgebirge in besonderer Beziehung auf Natur- und Gewerbskunde geschildert. Ein Handbuch für Reisende und Alle, die das Gebirge näher kennen zu lernen wünschen, mit Nachweisungen über Naturschönheiten / In Verbindung mit Freunden unternommen von Dr. Christian Zimmermann, Darmstadt 1834, aus den Sammlungen der Schloß Wernigerode GmbH, Sammlung Bürger

Eine Rarität: Eine zeitgenössische Beschreibung einer Ansicht von Königshütte

„In diesem Bilde ist die Landschaft vorherrschend, und das neue in gothischem Geschmack erbaute Gebäude, tritt bei dem kleinen Maßstabe und bei der tiefen Lage etwas zurück; es liegt rechts im Mittelgrund; in der Anordnung ist es dem von Rothehütte ähnlich, jedoch ist hier nur ein großer Kohlenschuppen rechts, und in der Mitte nur ein Gichtthurm, weil nur ein Hochofen vorhanden ist. Das lange Gebäude in der Mitte des Bildes dient zur Wohnung des Werkmeisters, Modelleurs, Kohlenvoigts und zu den Werkstätten; noch weiter links zwischen Bäumen versteckt liegen die Wohnungen der verschiedenen Hüttenofficianten: Über den Gebäuden dehnt sich ein weiter grüner, von der Oder und Lutter durchströmter Wiesenteppig aus, eingefaßt durch die rothen Dächer des Städtchens Lauterberg. Über diesem, hinter den Häuser, steigt unmittelbar eine schöne Berggruppe empor, etwas links der spitze Hausberg, weiter rechts der große Kummel, deren Einhänge links ins Lutterthal, rechts ins Oderthal hinabsinken. Die Kuppen rechts vom Kummel, jenseits der Oder, gehören schon dem innern Gebirge an. An der Koldung, einer Anhöhe gleich hinter  den Wohnungen der Officianten am Rande eines Laubholzgebüsches übersieht man die sehr schöne Landschaft am besten, und dort ist auch der für dieses Bild gewählte Standpunct zu suchen.“
(Christian Zimmermann, Handbuch für Reisende und Alle, die das Gebirge näher kennen zu lernen wünschen aus dem Jahre 1834, Bd. 2, S. 23f.)

31.3 Bad Lauterberg Königskütte Skatkarte © Goslarer Museum

Königshütte auf einer Skatkarte, 1884, Spielkarte preußisches Blatt, gedruckt bei Lattmann in Goslar, ausgestellt im Goslarer Museum, zu sehen in der ständigen Ausstellung

In einem Skatspiel haben natürlich nicht mehr als 32 Motive Platz.
Es zeugt von der Bedeutung der Hütte, dass sie unter den schönsten Harzmotiven dabei ist.

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