© Fotoweberei/Schloß Wernigerode GmbH

Ilsestein

1858

Das Motiv

19. Ilsestein, Crola © Schloß Wernigerode GmbH, Foto: Henrik Bollmann

Der Ilsestein ist ein mächtiger Granitfels. Er war ein beliebter Malerort, denn man konnte den Gang durchs Ilsetal und seine Besteigung mit dem Aufstieg zum Brocken verbinden. Von Ilsenburg auf den Brocken verläuft also ein historischer Malerweg.

Georg Heinrich Crola wählt nicht den üblichen Blick aus dem Tal mit der Mühle und Wanderern auf dem Weg, den unsere Vergleichsabbildungen zeigen. Er entrückt den Ilsestein, gibt ihm einen Heiligenschein aus Sonnenlicht. Ob es das Licht ist, das der Sage nach die Prinzessin Ilse zurückließ, wenn sie hier ihr Haar gekämmt hatte? Auf Crolas Gemälde ist spätsommerlicher Nachmittag und ein tiefer Friede liegt über dem Tal. Das Kreuz, das seit Oktober 1814 auf dem Ilsestein steht, bildet fast genau die Bildmitte. Crola gibt in seinem Gemälde der Natur etwas Feierliches, fast übersieht man die Frau mit der Kiepe, die den Hang hinaufkommt. Der Ausblick ist gerahmt, links von grünenden und rechts von absterbenden Fichten, - weil das Sterben zum Leben dazugehört.

Wohl möglich, dass er hier die Natur so besonders darstellt, um ihre Schönheit zu zeigen und aufzufordern sie zu erhalten und nicht zu zerstören. Sein Bedauern über eine allein auf raschen Nutzen bedachte Tätigkeit hat er auch in seinen Lebenserinnerungen deutlich zum Ausdruck gebracht. Im Wernigeröder Schloss kann das Gemälde im Original betrachtet und über diese Frage nachgedacht werden.

  • Georg Heinrich Crola

  • 1858

  • Öl auf Leinwand, 34 x 28 cm

  • Schloß Wernigerode GmbH, Inv.-Nr. Ge 3, zu sehen in der Dauerausstellung

Wandertipp

Auf dem berühmten Aufstieg zum Brocken durch das Ilsetal ist man meist nicht allein. (11 Kilometer, 3-4 Stunden, ca. 890 Höhenmeter) Wer sportliche Herausforderung sucht, kann auch den Eselsstieg mit dem Rad probieren. Das ist ein schmaler Singletrail von 1,5 Kilometern Länge und bis zu 100 Höhenmetern, der am Gasthaus am Ilsestein beginnt und unweit des Crola-Malerblicks endet.

Über den Künstler

Georg Heinrich Crola (1804-1879) und seine Frau Elise Crola (1809-1878) machten Ilsenburg in den fast 40 Jahren, in denen sie hier lebten und arbeiteten, zu einem ganz besonderen Malerort. In seinen Lebenserinnerungen hat der Maler der ersten Begeisterung über das Ilsetal als 24jähriger einen ganzen Abschnitt gewidmet, aber auch die nur auf raschen Erfolg bedachte Forstwirtschaft kritisiert. Wer mehr über die Crolas wissen möchte, schaue auch Georg Heinrichs Aussicht vom Agnesberg auf Schloss Wernigerode an oder Elise Crolas Ansicht der Klosterkirche Drübeck.

Die Sage von der Prinzessin Ilse

August Ey 1855 nimmt diese berühmte Sage in seinem ‚Geleitsmann durch den Harz‘ auf: „Um diese an sich so interessante Stelle noch zu verschönern, hat sich die Sage um die Felskuppe des Ilsensteins gerankt und erzählt die wunderbare Mähr, daß hier einst ein Schloß gestanden, die Wohnung des Königs Ilsan und seiner Tochter, der wunderschönen Prinzessin Ilse; aber einstmals sei das Verderben über die Burg hereingeborchen undein furchtbares Erdbeben habe di eBerge, welche damals noch zusammen ein Ganzes bildeten, und nicht wie jetzt, durch das Flußthal getrennt waren, von einander gerissen und die Burg mit allen ihren Bewohnern undSchätzen in der Tiefe begraben. Da, in der Tiefe, in dem Innern desBerges, dehnen sich noch heute die weiten Gewölbe jener Burg, da ruhen noch heute unermeßliche Schätze an Silber und Gold und Edelstein, da wandelt noch heute in ewiger, unvergänglicher Schönheit, Ilse, das wunderholde Königskind. Bisweilen verläßt sie ihr unterirdisches Schloß und lustwandelt in dem Thale und an dem Flüßchen, das von ihr den Namen trägt, oder badet den schneeweißen Leib in den kühlen Wellen, oder sitzt auf den moosigen Felsen, um die der Fluß sich schäumend herumdrängt, und trägt eine blitzende Goldkrone auf dem Haupte, und das schöne, glänzende blonde Haar wallt um die reizenden Glieder lang herab bis in die klaren, schimmernden Fluthen. Aber nur bis zur Morgenfrühe ist ihr vergönnt dort zu weilen. Der erste Sonnenstrahl, der die Gipfel der Berge küßt, findet sie nicht mehr, und deshalb ist es nur wenig Glücklichen gelungen, sie zu sehen und sich ihrer Huld zu freuen.“ 1958 wurde die Burg auf dem Ilsestein übrigens tatsächlich entdeckt.

Kritische Worte zum Ilsetal von Georg Heinrich Crola

1828 hatte Georg Heinrich Crola das Ilsetal für sich „entdeckt“, 1840 war er nach Ilsenburg gezogen. Er schrieb also aus detaillierter Kenntnis und Verbundenheit 1848 in seinen Lebenserinnerungen: „Dieses Tal in seiner kräftig dunklen Bewaldung von der flüchtigen Ilse durchrauscht, den schroffen, abenteuerlich geformten Ilsestein, die umherliegenden malerischen, mit wunderschönen Moosen bedeckten Steintrümmer und Felsblöcke nach dem Blocksberg hinauf, die zahlreichen Wasserfälle mit den mannigfachen Kuppen und Berghöhen, sodann die damals existierenden, vielleicht jahrhundertelang ausgefahrenen, zwischen Gründen und Felsen über gebrechliche Knüppelbrücken, bald im Waldesdunkel, bald über Lichtungen führenden malerischen Waldwege, an welchen hie und da dampfende Kohlenmeier lagen, all diese Eindrücke wirkten damals durch Ursprünglichkeit ohnedies weit eindringlicher als jetzt, nach einer Vergangenheit von zwanzig Jahren, in der die Fortschritte der Industrie die Physiognomie dieses Tales gänzlich verändert haben. Schon die Forstadministration, die inzwischen herausgerechnet hatte, dass es vorteilhafter sei, Nadelhölzer an die Stelle der Laubwaldung treten zu lassen, weil erstere leichter zu kultivieren und schneller heranwachsen, sich durch Säge und Brettmühlen besser rentieren, als Buchen, Ulmen, Ahorn und die Jahrhunderte bedürfende Eiche verschuldete diese Zerstörungen im löblich dienenden Eifer. Sodann würde infolge Anlage eines chaussierten Fahrweges, wodurch namentlich die bis dahin verborgene Schönheit und Wildheit der Ilsefälle den besten Teil ihrer Reize verloren haben, der ursprüngliche Charakter dieses Tales durch Verallgemeinerung zerstört.“

Das Ilsetal hat durch Fichtenbruch und den Borkenkäfer sehr gelitten. Eine Chance für Buchen, Ulmen und Ahorn.

Zum Vergleich

19.2 Ilsestein, Bellermann © Archiv Angermuseum Erfurt

Ferdinand Bellermann, Der Ilsestein am Harz, 1838, Öl auf Leinwand, 160 x 120 cm, Unbekannter Privatbesitz

Ferdinand Bellermann (1814-1889) unternahm von Ende April bis Juli 1837 mit seinem Freund Conrad Schreiber eine Harzreise und saß dabei auch mehrmals am Ilsenstein, wo er Studien anfertigte. Dieses Gemälde ist neben einem Motiv vom Falkenstein das Hauptwerk dieser Reise, das der angehende Maler auf die Berliner Akademieausstellung gab. Bellermann versetzt den Ilsestein in eine dramatische Stimmung, nicht nur durch Wolken und die Lichtführung, sondern auch durch einen umgestürzten Baum im Vordergrund – er zeigt, dass er den Standard-Werkzeugkasten der Maler beherrscht.

 

 

19.3 Ilsestein, Pätz © Harzmuseum Wernigerode

Ludwig Eduard Lütke nach Wilhelm Pätz, Ilsetal mit Ilsestein und Brockenblick, 1828, Lithographie, Blattgröße 35 x 49,5 cm, Bildgröße 24,7 x 34,4 cm, Blatt 7 aus: Folge von Harzansichten im Berliner Königlichen Lithographischen Institut (1828), Harzmuseum Wernigerode Inv.-Nr. K 2862

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